Was kostet Ubuntu und woher lässt es sich am besten beziehen? Zwei schwere Fragen, denen ich mich während meines Sommerurlaubs 2016 in Rerik stellen musste. Denn nachdem die Ostseestrandnixen mich und meinen rustikalen Körper schon den ganzen Tag ignoriert hatten, wendete ich mich betrübt wieder meiner wahren Liebe zu und checkte erst einmal lässig E-Mails. In meinem Account fand ich daraufhin unter anderem folgendes Schriftstück vor:
Sehr geehrte Damen und Herren, ich würde gerne Ubuntu für mich und meine Tochter erwerben. [...] Hätten Sie eine Empfehlung für einen verifizierten Händler, da ich schlechte Erfahrungen mit Privatverkäufern auf Ebay gemacht habe?
Barkeit, M.: Anfrage für Kauf von Ubuntu. E-Mail vom 08.08.2016.
Bevor ich die E-Mail löschte, dachte ich: „Kinder, die in prekären Verhältnissen leben müssen, würden das wohl einen Prank nennen.” Am Abend des gleichen Tages erreichte mich eine zweite E-Mail derselben Dame mit Links zu Ebay-Händlern, die Ubuntu-DVDs und USB-Sticks verkaufen. Ich sollte ihr mitteilen, welcher Anbieter vertrauenswürdig sei. Irritiert ging ich der Sache nach und war erstaunt; es gibt tatsächlich Menschen, die mit dem Verkauf von Ubuntu ihren Lebensunterhalt verdienen. Teilweise fand ich sogar Angebote mit uralten Versionen, die für 19,99 Euro plus Versand gelistet waren.
Nach einigem Hin und Her rief mich die gute Frau aus der E-Mail auf meinem Handy an. Ich klärte sie über die tatsächlichen Kosten von Ubuntu auf. Und damit ich zukünftig bei meinen blamablen, sommerlichen Flirtversuchen nicht mehr gestört werde, teile ich hiermit auch Ihnen mit, was Sie für ein stabiles Ubuntu berappen müssen.
Ubuntu ist komplett kostenlos
Das Betriebssystem Ubuntu kann von jedermann kostenlos verwendet, studiert, heruntergeladen und vervielfältigt werden. Dies liegt daran, dass die Linux-Distribution mit der liberalen GPL GNU Lizenz ausgestattet ist.
Bei der GPL nutzt der Rechtsinhaber diese Befugnisse in der Weise, dass er jedermann lizenzgebührenfrei gestattet, die Software zu vervielfältigen, zu verbreiten, öffentlich zugänglich zu machen und darüber hinaus auch beliebig zu verändern.
Jaeger, Till: Was ist die GPL? ifross.org (08/2016).
Die Finanzierung von Ubuntu wird von drei Säulen getragen.
- Einen Großteil der Entwicklungskosten trägt die Ubuntu Foundation. Dies ist die Stiftung des Multimillionärs Mark Shuttleworth, die anno 2005 ins Leben gerufen wurde.
- Eine zweite Einnahmequelle sind freiwillige Spenden. Seit 2012 ist es möglich, Canonical direkt über die Ubuntu-Webseite einen Obolus zukommen zu lassen.
- Zwischen 2012 und 2015 blendete das Betriebssystem bei der Benutzung der Ubuntu Dash-Startseite Werbeanzeigen ein.
In den Ubuntu-Versionen 12.10 – 15.10 ist die Dash-Startseite hauptsächlich mit Amazon verknüpft und blendet passend zu den Suchergebnissen Werbung ein.
Sascha: Ubuntu und die Datensammelwut. kilobyte.bplaced.net (08/2016).
Mit Ubuntu 16.04 LTS wurden die Werbeanzeigen standardmäßig deaktiviert. In welchem Umfang Benutzerdaten aktuell bei der Benutzung von Ubuntu aufgezeichnet, übertragen und eventuell gehandelt werden, ist nicht völlig geklärt.
Woher bekomme ich Ubuntu?
Sie sollten das beliebte Betriebssystem ausschließlich direkt vom Hersteller kostenlos herunterladen.
- Beim Ansurfen der Downloadseite des Entwicklers müssen Sie sich zunächst für die Art von Ubuntu entscheiden. Benötigen Sie die Linux-Distribution für Ihren gewöhnlichen Personal Computer, Ihren Laptop oder Ihr Netbook? Dann benötigen Sie eine Desktop-Version.
Sobald Sie sich über den Download-Button weitergeklickt haben, kommt eine Seite, die gerade für Neulinge mit Absicht furchtbar irreführend ist.
- Hier könnte man wirklich auf die Idee kommen, dass Ubuntu Geld kostet. In Wahrheit werden Sie nur zum Spenden aufgefordert.
- Scrollen Sie ganz nach unten und klicken Sie auf die Schaltfläche „Not now, take me to the download”.
- Im Anschluss wird der kostenlose Download automatisch gestartet.
Ubuntu wurde heruntergeladen - wie installieren?
Nach dem erfolgreichen Herunterladen befinden sich die Daten von Ubuntu in einer ISO-Datei auf Ihrer Festplatte.
Dieses Dateiformat hat den Vorteil, dass es zwischenzeitlich ohne den Einsatz von Brennersoftware unter jedem Betriebssystem direkt auf einen Datenträger gebrannt werden kann. Sie benötigen demnach einen DVD-Rohling und einen DVD-Brenner, um ein Ubuntu-Startmedium zu erstellen, mithilfe dessen Sie das Betriebssystem installieren können. Alternativ haben Sie zudem die Möglichkeit, einen bootfähigen USB-Stick zu erstellen.
Händler verkaufen Ubuntu - warum?
Ist Ihnen das zu aufwendig oder kompliziert? Dann können Sie bereits vorgefertigte Installationsmedien bei Amazon, Ebay und Co. kaufen.
- Die Verkäufer sind jedoch keine verifizierten Ubuntu-Händler, sondern haben sich genauso die kostenlose ISO-Datei heruntergeladen und diese dann auf eine DVD gebrannt.
- Manche Händler haben den DVD-Rohling noch mit einem selbst erstellten Cover versehen.
- Es gibt außerdem Angebote mit einem dünnen Handbuch. Darunter würde ich mir jedoch nicht allzu viel versprechen.
Fazit - wann Ubuntu kaufen?
Meiner Meinung nach spricht überhaupt nichts dagegen, ein Ubuntu-Installationsmedium zu kaufen, jedoch sollten Sie auf folgende Dinge achten:
- Es muss sich um eine aktuelle LTS-Version (Vollversion) handeln.
Stabile Ubuntu-Vollversionen sind also 12.04, 14.04, 16.04, usw.
Sascha: Ubuntu: 04 oder 10 - welche Version ist die richtige? kilobyte.bplaced.net (08/2016).
- Ihr Computer sollte heutzutage problemlos eine 64-Bit-Version verarbeiten können.
- Bedenken Sie beim Preis, dass der Verkäufer für die Software kein Geld bezahlt hat. Sie bezahlen also nur seinen Zeitaufwand und das Medium.
Hinweis: Falls Sie mit einem vorgefertigten Ubuntu-USB-Stick liebäugeln, gehen Sie zuvor sicher, dass das Mainboard Ihres Computers auch USB-Sticks booten kann.
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Albert E. sagt:
Hallo Kilobyte, sehr aufschlussreicher Artikel. Vor allem die Finanzierung von Ubuntu hat mich brennend interessiert. Ich bin mir nun unschlüssig, deshalb meine Frage an die Experten:
Ich, 57 Jahre fahre seit 13 Jahren mit Windows eigentlich ziemlich gut. Ich möchte wegen Windows 10 aber weg und suche die Alternative in Linux. Von Ubuntu hört man so viel wegen Werbung, Datenschutz usw. Wäre es deshalb besser, gleich auf Debian oder Arch zu satteln?
Ich würde mich über eine „verständliche” Antwort sehr freuen!
Helpdesk sagt:
Hallo Albert!
Ubuntu ist ein sehr gutes Betriebssystem. „Was man so liest” hängt nur mit der Benutzeroberfläche Unity zusammen. Du wirst alle deine Antworten in diesem Artikel finden: Welches Ubuntu?
Generell ist es nicht ratsam, nach 13 Jahren von Windows 10 direkt auf Debian umzusteigen.
Walter Vymyslicky sagt:
Mich würde interessieren, welche Bildbearbeitungsprogramme ich bei Ubuntu verwenden kann. Vor allem für RAW-Dateien (Nikon). Freue mich über eine Antwort! Mfg Walter
Helpdesk sagt:
Hallo Walter! Eine äußerst gute Frage, die einen eigenen Artikel verdient! Bis dahin gibt es nur eine Antwort: GIMP 2.8.x
sudo apt-get install gimp
Für RAW-Dateien muss zudem noch ein Add-on installiert werden.
sudo apt-get install gimp-ufraw
Vielen Dank und weiterhin viel Erfolg!
Ilse^^706 sagt:
Ich war schon kurz davor eine Ubuntu-Version im Internet zu kaufen. Dank deiner aufschlussreichen Hilfe, habe ich mich jetzt dennoch für die Selbstinstallation über die Herstellerseite entschieden. Bin begeistert! VLC Player, LibreOffice und Mozilla sind enthalten, sodass ich nichts mehr nachträglich einrichten muss - super praktisch! Liebe Grüße Ilse
Muvimaker sagt:
Dass Linux kostenlos ist, kann ich so nicht unterschreiben. Was man für dieses System vor allem braucht, ist sehr viel Zeit und einen Internetzugang.
Linux zu installieren, sich eine dicke Schwarte zu kaufen und dann zu glauben, dass man damit relativ vernünftig arbeiten kann, ist ein Trugschluss. Insbesondere der Anfänger tut sich mit dem Dateisystem, der Laufwerksverwaltung und den restriktiven Benutzerrechten doch einigermaßen schwer.
Ich bin seit bestimmt 25 Jahren Windows-Anwender, verfüge über sehr gute Kenntnisse über Hardware (baue mir die Standgeräte selbst zusammen, auch Notebooks werden gerne aufgerüstet bzw Displays und Prozessoren getauscht) und habe mich bereits zu jenen Zeiten, als Linux daran war den Desktop zu betreten (erobern wäre wohl etwas zu vermessen ausgedrückt) damit beschäftigt. So gut wie immer in Form von Dualboot-Systemen, denn damals verfügte ich noch nicht über so viele Einzelgeräte wie heute. Abgesehen vom damaligen Platzhirschen SuSe arbeitete ich mit einer kleinen, aber feinen Distribution namens Mandrake. Es erinnert mich heute ein wenig an Linux Mint, hatte eine schöne Oberfläche und ich konnte damit sogar drucken. Doch nach einer gewissen Zeit trat immer das gleiche Problem auf - Beschädigung des Bootbereichs, es funktionierte der Start nur mehr mit der angelegten Bootdiskette, um es kurz zu machen: ich fand mich wieder bei Windows.
Die Zeit ging ins Land und Windows wurde leistungsfähiger, besser (?), jedoch auch immer neugieriger. Momentan verwende ich beruflich noch Windows 7, meiner Meinung nach das beste Windows das Microsoft je hervorgebracht hat (von Serverversionen abgesehen).
Ich möchte hier keine Werbung für Remond machen, darum komme ich zum Punkt: Ab Windows 10 - welches ich bis dato nie produktiv einsetzte, sondern nur von virtuellen Maschinen näher kannte - war es mit der Freundschaft vorbei. Ich beschloss auf Grund der massiv übermittelten Daten zu Linux zu wechseln und habe dies vor ca sechs Wochen auch getan.
Vorerst diverse Tests von vielen Ubuntu-Versionen (Xubuntu, Lubuntu und wie sie alle heißen mögen) sowie auch einer openSuSe-Version und Mint in einer virtuellen Maschine.
Die Ergebnisse waren alle gleich: Linux lief dort wirklich gut, die Bedienung war so komfortabel, um nicht zu sagen „kinderleicht”, dass es nur noch einer Entscheidung für die Version bedurfte, um Windows im Privatbereich vorerst lebewohl zu sagen.
Trotz eines gewissen Unbehagens wegen der Verbreitung entschied ich mich gegen das große „Ubuntu” und für das „kleinere” Mint. Natürlich haben beide die gleichen Vorfahren, doch bei Ubuntu störte mich der Desktop, es war mir irgendwie zu Windows-ähnlich (bei Windows 7 mochte ich die Aero-Oberfläche auch nie, deshalb läuft es heute noch immer in der Classic-Variante).
Ein älteres Dell-Notebook musste herhalten, dazu noch eine SSD und die Installation war komplette - bis auf WLAN. Aus anfangs unbekannten Gründen war es nicht möglich dies laufend zu bekommen. Recherche im Netz, Treiberdownload und - unter Windows würde man sagen - Installation. Doch unter Linux geht das gar nicht so einfach. Ich bin leider noch nicht so weit detailliert zu beschreiben wie man Treiber installiert, doch damit beginnen die typischen Einsteigerprobleme. Drucker, Scanner, etc werden in Linux von den Herstellern leider noch immmer stiefmütterlich behandelt und das ist für viele Leute ein No-Go.
Doch wie so oft im Leben sitzt bzw saß das Problem vor dem Bildschirm und ich versuchte es nochmals. Also neue Installation (diesmal ganz genau aufgepasst und alle Meldungen gelesen) und siehe da, ziemlich am Anfang der Prozedur wurde ich bereits vom System darauf aufmerksam gemacht, dass ich auswählen konnte, ob (sinngemäß) der besagte Broadcom-Treiber installiert werden sollte. Ich hatte also nur übersehen genau das zu tun, dessen Unterlassung später zu meinem Problem werden sollte.
Mittlerweile habe ich ein wirklich gut laufendes System. Selbst VeraCrypt ist installiert und verschlüsselte Windows-Laufwerke eingebunden (dass Ubuntu & Co NTFS-Partitionen auch schreibend unterstützen, davon konnte man zu Mandrakes Zeiten noch träumen...), auch ein alternativer Dateimanager (XFE) läuft tadellos. LibreOffice, Firefox, Thunderbird & Co braucht man, glaube ich, gar nicht mehr zu erwähnen. Und dank Duck Duck Go habe ich hinsichtlich Tracking ein besseres Gefühl.
Lediglich die Performance von LibreOffice lässt noch zu wünschen übrig. Ich arbeite oft mit in den Text eingebundenen Grafiken und genau hier merkt man den Unterschied zum Microsoft-Produkt. Was unter Word flutscht, ist beim Gratisprodukt eine relativ träge Sache. Hier besteht schon noch Verbesserungsbedarf. Punkto Stabilität hat LibreOffice ordentlich zugelegt, da darf sich das Redmond-Produkt nicht auf seinem Performance-Vorteil ausruhen, denn es stürzt gar nicht so selten ab.
Fazit: Sechs Wochen sind keine sechs Jahre. Es wird die Zeit zeigen was von der freien Software wirklich zu halten ist. Gratissoftware hat eben nicht das Budget der großen Hersteller. Betrachtet man jedoch die Unsummen die Microsoft alleine für Rechtssachen ausgibt, dann relativiert sich die Angelegenheit wieder. Und der Anbieter mit dem Flussnamen hat es bis heute nicht geschafft eine bugfreie Abspielsoftware herzustellen.
Noch dazu geht in beiden Fällen der Trend dahin, statt Kaufsoftware nur mehr Mietprodukte anzubieten, damit wird den Kunden nochmals das Geld aus der Tasche gezogen.
Falls sich die Erfahrung mit Linux weiterhin in die positive Richtung entwickelt, dann habe ich sicherlich keine falsche Entscheidung getroffen.