Das Vertrauen in die Presse ist dahin. Diese These wird durch eine Leserumfrage¹ des Münchner Merkur untermauert in der rund 80% der Abstimmenden angaben, dass sie unzufrieden mit den bundesdeutschen Zeitungen sind. Solange die Redaktionsleiter streng auf eine grün-rote² Teamhygiene achten, wird das Misstrauen gegenüber den Leitmedien weiter wachsen. Zum Glück gibt es Twitter. Denn über den amerikanischen Mikrobloggingdienst erfahren rechtschaffene Bürger ungefiltert, auf welchen nordrhein-westfälischen Weihnachtsmärkten gerade besonders viele Antänzer unterwegs sind. Auch Steuerschuldner werden über Twitter zuerst darüber informiert, wenn der Römer Antonio Tajani wieder neue Milliarden für den EU-Moloch benötigt. Und selbst einfältige Boulevardliebhaber wie ich wissen dank der Zwitscherplattform stets, wie es Helene Fischer geht und welches Hollywood-Sternchen schon einmal vergewaltigt³ wurde.
Natürlich kommentiere ich die Nachrichten auf Twitter auch gleich, um den Horizont der anderen Leser zu erweitern. Dabei waren manche meiner Beiträge oftmals schon so qualifiziert, dass ich daraufhin Jobangebote erhielt. Besonders gerne würde mich eine international agierende Agentur nach Sankt Petersburg holen, damit ich dort eine neue Trollfabrik⁴ leite. Doch leider läuft Corebird nicht auf dem russischen ReactOS, sodass ich die reizvolle Offerte ablehnen musste. Schließlich bin ich auf den freien Twitter-Client angewiesen, da ich sonst nicht mehr so schnell und fundiert zwitschern kann.
Corebird ist eine Applikation für Ubuntu, die autarkes Twittern ohne Browser möglich macht. Dabei ist die leistungsfähige Freeware so übersichtlich und funktionell, dass sie zum Standardrepertoire eines jeden Twitter-Fans gehören sollte.
Die intuitive Benutzeroberfläche von Corebird wurde mit dem freien GUI-Toolkit GTK+ entwickelt, weshalb der Twitter-Client problemlos mit allen gängigen Ubuntu-Derivaten funktioniert. Selbst die auf Qt basierende Desktop-Umgebung KDE Plasma kann die Applikation ab Kubuntu 16.04 LTS fehlerfrei darstellen.
Corebird via PPA installieren - so geht’s
Bevor Sie mit dem browserfreien Zwitschern loslegen können, müssen Sie Corebird natürlich erst einmal installieren. Dafür empfehle ich die komfortable PPA-Methode, da Sie dadurch immer gleich die Version erhalten, die perfekt zu Ihrem Betriebssystem passt. Öffnen Sie also zunächst ein neues Terminal-Fenster und fügen Sie Ihrer Linux-Distribution anschließend die folgende PPA hinzu:
sudo add-apt-repository ppa:ubuntuhandbook1/corebird
Aktualisieren Sie im nächsten Schritt Ihre Softwarequellen.
sudo apt-get update
Daraufhin können Sie die Installation von Corebird starten.
sudo apt-get install corebird
Hinweis: Ab sofort erhalten Sie neue Programmversionen automatisch zusammen mit den anderen Ubuntu-Updates.
Die ersten Schritte zum ersten Tweet
Nachdem Sie Corebird das erste Mal über das Ubuntu Aktivitäten-Menü gestartet haben, werden Sie dazu aufgefordert, Ihr Twitter-Konto einmalig mit der Applikation zu verknüpfen. Dafür benötigen Sie einen PIN-Code, den Sie direkt über das Startfenster anfordern können.
Hinweis: Um einen individuellen Code zu generieren, müssen Sie sich lediglich einmal in Ihr Twitter-Konto einloggen, nachdem Corebird die Login-Seite aufgerufen hat.
Sobald Sie die einmalige Konto-Verknüpfung abgeschlossen haben, sehen Sie sofort die aktuellsten Tweets Ihrer Abonnements. Von nun an müssen Sie sich nie wieder mit Ihren Benutzerdaten einloggen, sondern werden direkt nach dem Programmstart zu den neusten Nachrichten weitergeleitet.
Corebird komfortabel nutzen - Tipps
Sie möchten bei jedem neuen Tweet grafisch benachrichtigt werden? Dann müssen Sie den Twitter-Client weiter personalisieren. Navigieren Sie hierfür über das weiße Zahnrädchen in das Einstellungsmenü.
Wechseln Sie im nächsten Schritt in den Reiter „Benachrichtigungen” und überprüfen Sie anschließend, ob die beiden grauen Schieberegler auf „AN” stehen. Zu guter Letzt müssen Sie nur noch das Dropdown-Menü neben dem Punkt „Bei neuen Tweets” auf „Jeder” stellen und schon entgehen Ihnen garantiert keine Nachrichten mehr.
Neben Twitter kämpfe ich mich auch täglich durch unzählige RSS-Feeds, die ich mit dem Mozilla Thunderbird abrufe. Das lenkt mich hin und wieder so ab, dass ich dann vergesse, andere wichtige Programme nach dem Systemstart zu öffnen.
Aus diesem Grund lasse ich Corebird gleich zusammen mit Ubuntu starten. Um diese Einstellung vorzunehmen, navigierte ich in das Systemmenü „Startprogramme”. Dort angekommen klickte ich auf die Schaltfläche „Hinzufügen” und füllte daraufhin die drei leeren Zeilen folgendermaßen aus:
- Name: Corebird
- Befehl:
/usr/bin/corebird
- Kommentar: Twitter Applikation
Als ich meine Eingaben abschließend über die Schaltfläche „Hinzufügen” bestätigt hatte, musste ich mich nie wieder um die Twitter-Software kümmern.
Faktencheck: Die Vorteile von Corebird im Überblick
Wenn Sie sich mit Corebird browserfrei auf Twitter bewegen möchten, dann benötigen Sie vor allem Arbeitsspeicher. Immerhin belegt die Applikation alleine im passiven Zustand gut und gerne 135 Megabyte.
Durch den großen Speicherhunger kann es vor allem während des Abspielens eines Webvideos vorkommen, dass der autarke Twitter-Client leistungsschwache Systeme kurzzeitig einfrieren lässt.
Falls Ihr Computer über ausreichend Arbeitsspeicher verfügt, dann erhalten Sie mit Corebird eine deutschsprachige Applikation, mit der Sie ohne Webbrowser twittern können.
- Dank der renommierten Software-Quelle funktioniert das Programm auch unter Ubuntu-Testversionen. Außerdem erhalten Sie über die PPA automatisch alle nötigen Hilfspakete, sodass Sie den Twitter-Client mit jeder Benutzeroberfläche betreiben können.
Mir persönlich gefällt an Corebird besonders das formvollendete Smartphone-Design, welches sich bisher nie geändert hat. Somit konnte ich stets unbeschwert an meiner zukünftigen Karriere als Trollfabrikdirektor feilen, währenddessen die anderen Benutzer sich ständig an neue Twitter-Webseiten-Layouts gewöhnen mussten.
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¹Stukenbrok, Stefan: „Lügenpresse“ – fühlen Sie sich von den Zeitungen richtig informiert? Diskutieren Sie mit! merkur.de (11/2017).
²Werner, Frank-Bernhard: Interview mit Helmut Markwort: Das kann die Demokratie gefährden. tichyseinblick.de (11/2017).
³#MeToo-Kampagne auf Twitter.
⁴Aro, Jessikka: Finnische Journalisten besuchen russische Trollfabrik (mit Videos). euromaidanpress.com (11/2017).