Seitdem Stacer für Ubuntu veröffentlicht wurde, habe ich ständig mit dem Thema Optimierung zu tun. Meistens helfe ich dann Ratsuchenden dabei, ihr System wiederherzustellen. Aufgrund des äußerst attraktiven Designs wird die Open-Source-Applikation nämlich gerade Linux-Neulingen zum Verhängnis.
Natürlich lassen sich mit Stacer einige Gigabyte Festplattenspeicher freigeben, die Freeware weiß dabei jedoch nicht, was sie tut. Wenn Sie also mit dieser hippen Applikation Ihr Ubuntu optimieren möchten, sollten Sie sehr viel Ahnung von Paketabhängigkeiten und App Caches haben. Ansonsten werden Sie schon bald auf so manches Programm und auf Ihre grafische Benutzeroberfläche verzichten müssen. Doch nicht nur das Löschen scheinbar unnützer Dateien, sondern auch die anderen Einstellungsmöglichkeiten erfordern großes Know-how.
In der folgenden Anleitung zeige ich Ihnen, wie Sie mit Stacer theoretisch eine Systemoptimierung durchführen könnten. Außerdem begründe ich, warum ich diese Software keinem meiner Leser empfehlen kann.
Stacer unter Ubuntu installieren
Bereits die Installation von Stacer ist aus meiner Sicht problematisch. Dies liegt daran, dass die Applikation weder in den offiziellen Quellen noch via PPA verfügbar ist.
Dementsprechend ist es notwendig, die Installationsdatei von GitHub manuell herunterzuladen. Das wäre nicht ganz so schlimm, wenn wenigstens Aktualisierungen direkt aus dem Programm heraus bezogen werden könnten. Dies ist jedoch nicht der Fall, auch Updates müssen jedes Mal händisch installiert werden.
Immerhin ist das Paket als DEB-Datei verfügbar, sodass Stacer mit einem Doppellinksklick einfach über das Ubuntu Software-Center installiert werden kann.
Nach der Installation des 35 Megabyte schweren Pakets lässt sich die Optimierungssoftware bequem über die Ubuntu Dash-Startseite öffnen.
Als Erstes bekommen Sie sofort einige wichtige Systeminformationen zu Gesicht. Diese Anzeige gefällt mir relativ gut. Aufgrund dessen, dass die Angaben nicht exportiert werden können, ersetzt Stacer allerdings nicht NeoFetch.
NeoFetch ist eine winzige Software, die Ihre Systeminformationen zusammengefasst in einem Terminal-Fenster anzeigt.
Sascha: Ubuntu: Systeminformationen schnell anzeigen lassen – Anleitung. kilobyte.bplaced.net (03/2017).
Die Informationen zu den Systemtemperaturen fehlen ebenfalls, sodass auch Psensor nicht durch Stacer eingespart werden kann. Zudem wird nur die Belegung des Systemdatenträgers angezeigt.
Speicherplatz mit Stacer freigeben - so geht’s
Stacer wird vor allem zum Freigeben von Speicherplatz verwendet. Im Reiter „System Cleaner” stehen dafür fünf Auswahlpunkte zur Verfügung.
Bevor Sie hier etwas anwählen, sollten Sie wissen, was sich hinter den einzelnen Begriffen verbirgt:
- Apt Cache: Immer wenn Sie ein Programm mithilfe des APT-Befehls installieren oder aktualisieren, werden die Installationspakete auf Ihrer Festplatte beibehalten. Dadurch könnten Sie eine Software offline erneut aus Ihrem Zwischenspeicher installieren. Diese Funktion ist meiner Meinung nach obsolet, weshalb Sie Ihren Apt Cache jederzeit löschen können.
- Crash Reports: Sobald eine Applikation abstürzt, wird in der Regel ein Absturzbericht erzeugt. Da native Linux-Software sehr stabil ist, werden Sie hier wohl nie etwas zum Löschen finden.
- System Logs: Viele Prozesse in Ubuntu werden stetig protokolliert. Wenn Sie es in Ihren Privatsphäreeinstellungen nicht deaktiviert haben, werden diese Protokolle an Canonical geschickt. Auch diese Textdateien können Sie getrost löschen.
- App Cache: Installierte Programme nutzen eigene Zwischenspeicher, um schneller ausgeführt werden zu können. Manche Dateien in diesem Speicher werden allerdings auch zum Starten der Applikation benötigt. Deshalb sollten Sie niemals Ihren App Cache mit Stacer löschen.
- Trash: Hierüber leeren Sie Ihren Papierkorb.
Damit Sie nicht aus Versehen etwas löschen, sind in Stacer mehrere Sicherheitsmechanismen eingebaut.
Um Speicherplatz freizugeben, gehen Sie wie folgt vor:
- Wählen Sie die gewünschten Auswahlpunkte an.
- Schicken Sie Stacer über die Schaltfläche „System Scan” auf die Suche nach löschbaren Dateien.
- Markieren Sie im Suchergebnis die Elemente, die Sie löschen möchten. Alternativ können Sie diesen Vorgang mit einem Klick auf „Select All” beschleunigen.
- Bestätigen Sie Ihre Eingaben mit „Clean”.
Erst nachdem Sie diese vier Schritte durchlaufen haben, entfernt Stacer die ausgewählten Dateien von Ihrem Systemdatenträger.
Den Ubuntu Autostart mit Stacer optimieren
Die wertvollste Funktion von Stacer befindet sich im Reiter „Startup Apps”.
Gerade die Verwaltung des Autostart-Menüs fällt vielen Ubuntu-Benutzern schwer. Eine Optimierung in diesem Bereich zahlt sich allerdings sofort aus.
Wie bereits erwähnt verlängert sich durch eine prall gefüllte Autostart-Liste auch der Systemstart.
Sascha: In Ubuntu Programme in den Autostart laden. kilobyte.bplaced.net (03/2017).
Mit Stacer können Sie mithilfe eines praktischen Schiebereglers entscheiden, welche Programme zukünftig nach einem Systemstart geladen werden sollen. Mit einem Klick auf das Papierkorbsymbol ist es sogar möglich, überflüssige Einträge ganz simpel aus dem Autostart-Menü zu entfernen.
Stacer kann Ubuntu großen Schaden zufügen
Die Reiter „Services” und „Uninstaller” sind besonders gefährlich.
Währenddessen Sie unter „Services” laufende Prozesse beenden könnten und damit eventuell Ihr Ubuntu temporär zum Absturz bringen, lassen sich im Menü „Uninstaller” einzelne Softwarepakete löschen.
- Als Laie sollten Sie dieses Menü meiden. Denn Sie wissen nicht, welche Pakete voneinander abhängen.
- Verwenden Sie zum Deinstallieren von Applikationen deshalb ausschließlich Synaptic.
Diese Software entfernt Datenpakete nämlich so, dass dadurch weder Ihr Betriebssystem noch andere installierte Programme Schaden nehmen.
Empfehlung: Entscheiden Sie sich für Ubuntu Cleaner
Wenn für Sie jedes Kilobyte zählt und Sie Ihren Systemdatenträger nur ungern mit Terminal-Befehlen aufräumen, dann greifen Sie zum Ubuntu Cleaner.
Das nützliche Tool heißt Ubuntu Cleaner und ist mit dem CCleaner für Windows vergleichbar.
Sascha: Festplatte in Ubuntu aufräumen. kilobyte.bplaced.net (03/2016).
Dieser smarte Systemhausmeister hat im Vergleich zu Stacer einige Vorteile:
- Die Installation und Pflege erfolgt über eine sichere PPA.
- Ubuntu Cleaner löscht nur Daten, die für den Betrieb des Systems keine Rolle spielen.
- Zudem verfügt die Software über ein schmales Benutzerinterface.
Stacer basiert hingegen auf Electron und hat dadurch einen enormen Hunger nach Arbeitsspeicher.
Fazit: Optimierung von Ubuntu generell nicht notwendig
Abgesehen von der Möglichkeit den Autostart zu verwalten, ist Stacer meiner Meinung nach ein überladenes Programm, das niemand wirklich braucht. Überhaupt ist eine Ubuntu Optimierung aus meiner Sicht nicht notwendig. Wenn Sie die Systemanforderungen erfüllen sowie hin und wieder Ubuntu Cleaner ausführen, wüsste ich nicht, wie sogenannte Third Party Tools die Linux-Distribution verbessern sollten.
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